von Stefanie Kretschmer
Ihr Buch berührt sehr tief, weil es uns in poetischer und auch wissenschaftlicher Weise von einer Haltung indigener Völker zur Erde erzählt, in der die Tiere, Pflanzen und der Boden keine Objekte sind, sondern unsere nicht-menschlichen Verwandten, die wir lieben, denen wir dankbar sind und die uns ebenso lieben und uns dankbar sind.
Sie erzählt uns von einer gegenseitigen Gemeinschaft, einer Art Symbiose, in der von beiden Seiten Verantwortung und Fürsorge besteht.
Diese Haltung zur Erde, den Pflanzen und Tieren, geht über das hinaus, was vielleicht sogar umweltbewusste Menschen, Naturliebhaber und Umweltschützer als innere Vorstellung in sich tragen. Denn
unser Erleben ist immer auch geprägt von der Kultur der wir leben.
Die Autorin, Botanik-Professorin an der State University of New York, schöpft hier aus indigenen Wurzeln. Sie ist Angehörige des Stammes der Potawatomi, sowie des Volkes der Onondaga. Trotz der
leidvollen Vergangenheit und vielfältigen Unterdrückung dieser Völker, gibt es noch Traditionen, die lebendig erhalten werden konnten.
So erfahren wir von dem Dankbarkeitsritus der Onondaga, bei dem in den Schulen zum Wochenanfang gemeinschaftlich ein langer Text mit wechselnden Sprechern rezitiert wird, wie ein langes Gedicht,
ein Schwur, eine Meditation, eine eindrückliche Erinnerung an alle. Dieser Ritus umfasst detaillierte Strophen für alles, was die Erde uns schenkt: Tiere, Pflanzen, das Wasser, den Boden:
"Wenn wir uns umsehen, dann finden wir noch immer Beeren, die uns köstliche Nahrung bieten. Die Anführerin der Beeren ist die Erdbeere, die im Frühling als erste reift. Seien wir uns einig im
Dank dafür, dass die Beeren bei uns in der Welt sind und entrichten wir Dank, Liebe und Respekt an die Beeren. Unsere Gedanken, unsere Herzen sind nun vereint." (S.130)
Wir erfahren von Ahornbäumen und dem Sirup, den die Bäume uns schenken und von der umgekehrten Pflege durch den Menschen, vom gegenseitigen Ergänzen beim Süßgras, denn Süßgras gedeiht besser,
wenn es in Maßen geerntet wird. Sie spricht hier von der Ehrenhaften Ernte. Wir lernen die traditionelle indigene Anbauweise der „drei Schwestern“ Mais, Bohne und Kürbis kennen und warum es große
Vorteile für die beteiligten Pflanzen hat, diese zusammen in ein Beet zu setzen. Auch geht es um den Rohrkolben, einen speziellen Teich, um Mythen und Geschichten.
Die poetische, liebevolle Sprache nimmt unser Herz mit und zeigt uns eine Welt, der wir in uns nachspüren können, die uns Mut machen kann und eine Vision eingibt.
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